Südafrika, 1994. Nelson Mandela gewinnt vier Jahre nach seiner Entlassung von Robben Island, wo er mehr als 20 Jahre als politischer Gefangener inhaftiert gewesen war, die Präsidentschaftswahlen. Die Meinungen darüber sind gespalten – von den Schwarzen wird er geliebt, die Weißen misstrauen ihm, fürchten Rache für die Apartheid. Eines von Mandelas wichtigsten Zielen ist es, die Kluft zwischen weißer Minderheit und schwarzer Mehrheit zu überwinden und die Wunden, die die Apartheid in den Seelen der Bevölkerung hinterlassen hat, zu heilen. Dazu bedient er sich unter anderem der vom Misserfolg gepeinigten Rugby-Nationalmannschaft Springboks, zu diesem Zeitpunkt noch Symbol der weißen Herrschaft und den Schwarzen ein Dorn im Auge. Mandela verhindert, dass die Mannschaft vollkommen umgestaltet und damit den Weißen entrissen wird. Er gibt dem Teamkapitän Francois Pienaar den Auftrag: Gewinnt die Weltmeisterschaft.
2010 kam Clint Eastwoods Film „Invictus“ in unsere Kinos. Er entstand auf der Basis des Sachbuchs „Der Sieg des Nelson Mandela: Wie aus Feinden Freunde wurden“ von John Carlin aus dem Jahr 2008.
Der Film ist besonders deshalb faszinierend, weil es darin um keinen Kampf Gut gegen Böse geht. Es muss kein übermächtiges Imperium bezwungen, kein Ring nach Mordor gebracht werden. Es geht darum, ein Trauma zu heilen, das über die Nation Südafrika hinausgeht, das die Menschheit seit Jahrtausenden heimsucht: Rassismus. Nicht in einem rein fiktiven Werk, sondern in einem Film, der auf wahren Begebenheiten beruht.
Ziel dieses Artikels ist es, die Erzählstruktur von Christopher Voglers „Reise des Helden“ sowie das Organisationsentwicklungsmodell „Die 7 Phasen von Veränderungsprozessen“ anhand mehrerer im Film (und damals auch in der Realität) verlaufenden Change Prozesse zu veranschaulichen.